Schützengilde Lüchow
Entstehung der Schützengilde zu Lüchow“ 1575
Historischer Hintergrund:
Wohl die älteste Beurkundung einer Schützenbruderschaft der Bogner findet sich für Hallstadt (1007). Um 1100 wurde eine Schützenvereinigung in Münster gegründet. – Seit 1192 besteht die Toten- und Schützengilde St. Johannis im holsteinischen Oldenburg. Anfang des 14. Jahrhunderts findet man Erwähnungen von Schützenfesten mit Vogelschießen am Walpurgistag. Selbstbewusst gewordene Bürger zeigten Wehrhaftigkeit und hielten wie die Ritter bei ihren Turnieren Waffenfeste oder Schützenfeste ab.
Die Entstehung der Schützengilden ist eng mit der Blühte der deutschen Städte und der Entwicklung des Handwerkes verknüpft. Stadtluft machte frei – aber genau das war einigen Feudalherren ein „Dorn im Auge“. Städte mussten sich vor den Übergriffen des Adels und anderer Unbilden schützen. Dazu wurden in den Städten Vereine und Gilden gegründet um eben diesen Schutz zu gewährleisten. Ihre Mitglieder nannte man "Schutzer oder Schützen" daher kommt der Begriff „Schütze“. Name und Brauchtum der „Schützengilde“ weisen auf einen Ursprung im Handwerk hin. „Gilde“, „Willkommen“ und „Lade“ sind Begriffe, die bei den alten Handwerker-Gilden gebräuchlich waren.
Die Gründung von Schützengilden wurde von der Stadt-Obrigkeit im Sinne militärischer Ausbildung für städtische Wach- und Verteidigungsdienste gefördert. Daneben widmeten sich die Bruderschaften oft frommen Werken wie Gebets- oder Totengedenkdiensten.
Eine weitere – heute oft vergessene – wichtige Bedeutung der Schützengilden liegt in deren „Grenzbegehungen“. Durch das Marschieren im Rahmen des Schützenfestes protokollierten die Schützenbrüder die jeweiligen Stadtgrenzen. Da es seinerzeit noch keine Grundbücher gab, mussten lebende Zeitzeugen als Garanten dienen, um bei Streitigkeiten aussagen zu können.
Die Wurzeln von Schützengilden sind bürgerlich und urdemokratisch.
Neben gesellschaftlichen und sozialen Aspekten kamen den Schützenvereinen lange Zeit auch politische Funktionen zu. Im Vormärz (1815 – 1848) wurden die Schützenvereine zu wesentlichen Trägern nationaldemokratischer Opposition gegenüber der einzelstaatlichen Fürstenherrschaft.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts besann man sich an die eigentlichen Ziele, und auf dem allgemeinen deutschen Schützen- Turnfest 1861 in Gotha wurde der Deutsche Schützenbund gegründet. Es wurde nun neben der Geselligkeit der Schießsport in den Vordergrund gestellt. In den folgenden Jahren, besonders um die Jahrhundertwende, folgten viele Vereinsgründungen.
Heute ist die „militärische“ Funktion der Schützengilden und –vereine nicht mehr vorhanden. Schießen wird als „Konzentrations-Sport“ trainiert. Schützenfeste und Schützenvereine blieben als heimatliche Tradition und regionale Brauchtumspflege erhalten.
Gründung der Schützengilde zu Lüchow:
Da kaum eine von den alten Schützengilden den Tag ihrer Gründung oder wenigstens das Gründungsjahr mit Bestimmtheit nachweisen kann, wird meist als Gründungsdatum die erste urkundliche Erwähnung bestimmt.
Die „Schützengilde zu Lüchow“ fand ihre erste urkundliche Erwähnung in einer Pachturkunde vom 24. August 1575, wonach aus dem damaligen Gildevermögen Land an einen Bürger Melchior Heineke verpachtet wurde. Im alten Rats- und Bürgerbuch der Stadt Lüchow ist diese Pachturkunde noch heute gut erhalten geblieben. Wie lange die Schützengilde aber schon vor diesem Datum bestand, kann heute niemand mehr feststellen.
Mit Genehmigung der 2. Schützengildeordnung vom 12. August 1750 teilte sich die Schützengilde in zwei „Claßen“ (Abteilungen) und marschierte im Jahre 1752 zum ersten Male in dieser Formation. Eine optische Unterscheidung durch unterschiedliche Uniformen gab es noch nicht. Vorwiegend wurde eine schwarze Bekleidung getragen.
Die 1. Claße ist der Ursprung der späteren Gardekompanie. Die Umbenennung erfolgte im preußenfreundlichen Zeitalter im Sinne alter Soldatentradition.
Die 2. Claße benannte sich in Andenken an die „Lützower Jäger“ in Jägerkompanie um.
Beide Kompanien tragen seitdem aufwändige historische Uniformen.
Im Mai 1877 kam eine 3. Kompanie dazu. Die Mitglieder der Schützenkompanie wählten als Uniform die „Deutsche Schützentracht“, die auf den 1861 gegründeten Deutschen Schützenbund zurückgeht.
Die Frackkompanie kam als 4. und jüngst Kompanie am 10. Mai 1893 hinzu. Diese Kompanie sollte in erster Linie jene zu interessierenden Kreise der Bevölkerung in sich vereinen, die aus irgendwelchen Gründen bisher der Schützengilde ferngeblieben waren. Ihren Namen leitet die Frackkompanie von ihrer „Uniform“, Frack und Zylinder, ab.